Wenn Sie sich für Uhren interessieren, dürfte Ihnen der Name Gübelin bekannt vorkommen – Sie denken wahrscheinlich zuerst an die doppelt signierten Vintage-Uhren von Patek Philippe, die einst von diesem Haus verkauft wurden. Tatsächlich ist Gübelin in erster Linie ein Juwelier und Uhrenhändler, der seit über 150 Jahren in der Schweiz im Geschäft ist. Heute stellt Gübelin wieder Uhren unter seinem eigenen Namen her und belebt einen historischen Namen – die Ipsomatic – mit einer Uhr zurück, die vom weltberühmten Architekten Santiago Calatrava entworfen und von Vintage-Automatikwerken angetrieben wurde. Eine schöne Uhr mit ausdrucksstarkem Design, entdecken wir sie.
Gübelin wurde 1854 gegründet und ist seitdem einer der angesehensten Schweizer Uhrenhändler. Wie unsere Kollegen vom Swiss Watch Magazine erklären, „bezieht sich der Name ‚Ipsomatic‘ auf ein legendäres gleichnamiges Modell aus den 1950er und 1960er Jahren von Gübelin mit einem Felsa-Uhrwerk. Das lateinische Wort „Ipsomatic“ bezieht sich auf das mechanische Uhrwerk, während „ipso“ auf das Uhrwerk mit automatischem Aufzug verweist. Gübelin präsentierte zu seinem 100. Jubiläum eine spezielle „Ipsomatic“, die einen fein bearbeiteten Rotor mit den eingravierten Daten „1854-1954“ aufweist.
Jetzt nimmt der Einzelhändler, der immer noch in Familienbesitz ist (Raphael Gübelin – rechts im Bild, auf dem Foto oben), die Herstellung von Uhren unter seinem eigenen Namen und mit großen Ambitionen wieder auf. Zunächst einmal greift er auf den ursprünglichen Namen zurück, der einst in den 1950er Jahren verwendet wurde, verwendet aber auch denselben Uhrwerklieferanten (na ja, so ungefähr, da Felsa geschlossen wurde). Außerdem ist an dieser Kreation ein äußerst wichtiger Name in der Architekturszene beteiligt, Santiago Calatrava (links, Foto oben). Der spanisch-schweizerische Architekt, einer der wichtigsten und einflussreichsten zeitgenössischen Architekten, ist vor allem für seine luftigen, durchbrochenen, geschwungenen und meist weiß getönten Gebäude (mehrere Bahnhöfe und Brücken) bekannt. Doch nun wurde ihm die Aufgabe zugewiesen, eine Uhr zu entwerfen. Und das Ergebnis ist diese neue Gübelin Ipsomatic.
Die Gübelin Ipsomatic ist ohne Zweifel eine skulpturale Uhr mit einer ziemlich einzigartigen Form und starker Persönlichkeit – das ist es, was man erwarten sollte, wenn ein Architekt eine Uhr entwirft, nicht wahr? Das 39-mm-Gehäuse aus Platin zeigt rundum dramatisch ausdrucksstarke Kurven mit organischen, fließenden Linien von einer Öse zur anderen, die ein zentrales Gehäuse mit „Lüftungsschlitzen“ zwischen den Ösen umrahmen. Es ist sicherlich unkonventionell, hat aber auch eine gewisse exzentrische Eleganz, die nicht leicht zu erreichen ist. Das in die Krone eingravierte Sanduhr-Logo kennzeichnet die Uhr als echte Gübelin-Kreation.
Das Gehäuse ist von der Seite betrachtet ebenso komplex, mit einem gewölbten Profil und einem stark gewölbten Saphirglas. Einige werden wahrscheinlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der neuesten Kreation von Holthinrichs erkennen, was verständlich ist, da der Gründer ebenfalls ausgebildeter Architekt ist. Die Rückseite der Gübelin Ipsomatic besteht aus einer massiven Platinabdeckung, in die eine Originalzeichnung von Santiago Calatrava eingraviert ist, die zwei Stiere darstellt (eine weitere Spezialität von Calatrava).
Das Zifferblatt dieser neuen Ipsomatic wirkt weitaus zurückhaltender, eine bewusste Entscheidung, das Gehäuse in den Mittelpunkt zu rücken. Dieses matte silberne Zifferblatt verfügt über stilisierte facettierte Markierungen und Zeiger sowie minimale Aufdrucke. Die Uhr wird an einem schwarzen Kalbslederarmband getragen und mit einer Platin-Dornschließe geschlossen, die mit einem Rubin verziert ist – ein Markenzeichen der meisten Kreationen von Gübelin.
Im Inneren der Uhr geht es etwas komplexer zu. Anstatt ein modernes Uhrwerk auszulagern, verbindet Gübelin diese neue Kreation mit der Vergangenheit und verlässt sich auf denselben Uhrwerklieferanten wie die Ipsomatic zum 100-jährigen Jubiläum, Felsa. Felsa wurde 1918 gegründet und wurde später Teil von Ebauches SA (die später zu ETA wurde, einem Teil der Swatch Group). Der Schweizer Hersteller entwickelte den Bidynator, dessen Rotor sich in beide Richtungen bewegt, um die Antriebsfeder aufzuziehen. Diese Pionierleistung, die Felsa 1942 vorstellte, gilt als Vorläufer der modernen Automatikuhr. Das Kaliber 1560 setzte diese Innovation fort. Felsa war einer der renommiertesten Hersteller von Uhrwerken und lieferte Gübelin bereits im 20. Jahrhundert Kaliber. Auch die Gübelin Ipsomatic der 1950er und 1960er Jahre verfügte über ein Felsa-Uhrwerk, und dasselbe Uhrwerk ist jetzt wieder in der neuen, von Calatrava entworfenen Ipsomatic zu finden.
Das in der Ipsomatic verbaute Felsa-Kaliber 1560 ist ein Automatikwerk, das aus historischen Motoren besteht, die von Gübelin beschafft und später vollständig zerlegt, gereinigt, überholt und reguliert wurden. Dieses Automatikwerk läuft mit 18.000 Schwingungen/Stunde und verfügt über eine Gangreserve von etwa 44 Stunden.
Und schließlich führt Gübelin mit der neuen Ipsomatic den „Proof of Authenticity“ ein. Die Echtheit von Uhren wird durch die Kombination von physischen Tracern und der Provenance Proof Blockchain sichergestellt. Der physische Tracer wurde speziell für Metalle entwickelt und besteht aus Nanolabels, die selbst unter dem Mikroskop unsichtbar und jederzeit lesbar sind. Die Labels können auch durch Polieren, Waschen oder Bestrahlen nicht entfernt werden, sodass die Uhr und ihre Teile auch Jahrzehnte später noch identifiziert werden können. Auf der dezentralen Blockchain aufgezeichnet, werden die Daten unveränderlich und damit manipulationssicher. Provenance Proof ist ein Start-up von Gübelin, das gegründet wurde, um der gesamten Schmuck- und Edelsteinindustrie mehr Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu bieten.
Santiago Calatrava, ein Name, der für die Verschmelzung von Kunst und Architektur steht, passte perfekt zu einer Marke wie Gübelin. Calatravas Werk ist bekannt für seine beeindruckenden Bauwerke wie den Verkehrsknotenpunkt World Trade Center in New York und den Turning Torso in Schweden. Es wird für seine organischen Formen, sein Spiel mit Licht und Raum und seine nahtlose Integration von Technik und Kunstfertigkeit gefeiert. Calatravas architektonische Meisterleistungen werden oft als Skulpturen von gewaltigem Ausmaß beschrieben, die von Bewegung, Leichtigkeit und Harmonie durchdrungen sind.
Was Calatrava in der Welt der Architektur besonders einzigartig macht, ist seine frühe Ausbildung sowohl in Technik als auch in Architektur. Diese doppelte Expertise ermöglicht es ihm, sich Designs vorzustellen, die die physikalischen Grenzen von Materialien und Struktursystemen ausreizen und dennoch in der Ästhetik klassischer Formen verwurzelt sind. Ähnlich wie ein Uhrmacher arbeitet Calatrava mit einer Präzision, die Form und Funktion vereint, und schafft Strukturen, die nicht nur praktischen Zwecken dienen, sondern auch tiefgreifende emotionale und sensorische Reaktionen hervorrufen.
Für die Ipsomatic wurde Calatrava damit beauftragt, seine architektonische Vision in die mikrokosmische Welt des Uhrendesigns zu übertragen. Zwar haben sich viele Architekten mit der Uhrmacherei beschäftigt, aber nur wenige haben dies mit so viel Intimität und persönlichem Engagement getan, wie Calatrava dieses Projekt an den Tag legte. Seine Vision für die Ipsomatic war von Anfang an klar: Es sollte eine Uhr sein, die die Prinzipien von Gleichgewicht, Rhythmus und Bewegung verkörpert, die Kernprinzipien seiner architektonischen Arbeit.
Die Designphilosophie hinter der Ipsomatic
Die Ipsomatic ist eine Studie der architektonischen Uhrmacherei, bei der die Prinzipien von Raum, Form und Funktion sorgfältig in ein handgelenkgroßes Meisterwerk destilliert werden. Calatravas Designphilosophie für die Ipsomatic wurzelt in der Idee, dass Zeit, wie Architektur, ein Ausdruck von Bewegung und Rhythmus ist. Diese Philosophie spiegelt sich in jedem Aspekt der Uhr wider, vom Gehäusedesign bis zum darin untergebrachten Uhrwerk.
Ein Zifferblatt mit fließender Geometrie
Eines der auffälligsten Merkmale der Ipsomatic ist ihr Zifferblatt, das die unverkennbare Handschrift von Calatravas fließendem geometrischen Stil trägt. Das Zifferblatt ist keine einfache zweidimensionale Oberfläche, sondern vielmehr eine vielschichtige Komposition aus Formen und Texturen, die auf dynamische Weise mit Licht interagieren. Das zentrale Element des Zifferblatts ist ein radiales Muster, das von Calatravas Vorliebe für Spiral- und Kreisformen inspiriert ist, Motive, die in seinen architektonischen Werken immer wieder auftauchen. Das Muster strahlt von der Mitte nach außen und erzeugt ein Gefühl von Tiefe und Bewegung, das sich mit der Perspektive des Betrachters und mit dem Lauf der Zeit verändert.
Auch die Stundenmarkierungen sind von architektonischen Elementen inspiriert – insbesondere von den eleganten, länglichen Bögen, die Calatrava oft in seine Gebäude einbaut. Diese Markierungen sind dreidimensional, leicht über die Oberfläche des Zifferblatts erhoben und werfen subtile Schatten, die sich mit dem Licht verändern. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten ist ein wiederkehrendes Thema in Calatravas Architektur und dient hier dazu, ein dynamisches, sich ständig veränderndes visuelles Erlebnis für den Träger zu schaffen.
Auf der Sechs-Uhr-Position zeigt eine kleine Öffnung eine Datumskomplikation, aber selbst dieses scheinbar utilitaristische Merkmal wird mit künstlerischem Flair behandelt. Das Datumsfenster wird von einem zarten Bogen eingerahmt, der die natürliche Krümmung einer Hängebrücke nachahmt – eine klare Anspielung auf Calatravas ikonische Brückendesigns. Dieses kleine Detail verstärkt die Idee, dass jedes Element der Uhr, egal wie funktional, einem ästhetischen Zweck dient.
Gehäusedesign: Die Brücke zwischen Uhrmacherkunst und Architektur
Das Gehäuse der Ipsomatic ist der Ort, an dem Calatravas architektonische Expertise wirklich glänzt. Mit einem Durchmesser von 40 mm und aus poliertem Platin gefertigt, ist das Gehäuse sowohl schlank als auch robust. Seine geschwungenen, fließenden Linien sind von den fließenden Formen inspiriert, die viele von Calatravas Gebäuden charakterisieren. Die Ösen der Uhr erstrecken sich anmutig vom Gehäuse und spiegeln die geschwungenen Linien der Kabel einer Brücke oder die eleganten Bögen einer Hängestruktur wider. Dieses Design verleiht der Uhr nicht nur ein Gefühl von Leichtigkeit und Fließfähigkeit, sondern sorgt auch dafür, dass sie bequem am Handgelenk sitzt.
Der durch ein Saphirglas sichtbare Gehäuseboden gibt den Blick auf das komplizierte Uhrwerk im Inneren frei, aber dazu später mehr. Besonders bemerkenswert am Gehäusedesign ist die Integration sowohl harter als auch weicher Elemente – ähnlich wie in Calatravas architektonischen Werken, die oft strenge, eckige Formen mit weicheren, organischeren Formen kontrastieren. Diese Dualität erzeugt ein Gefühl von Ausgewogenheit und Harmonie, Eigenschaften, die sowohl für die Architektur als auch für die Uhrmacherei von zentraler Bedeutung sind.
Uhrwerk: Feinmechanik trifft auf künstlerischen Ausdruck
Das Herzstück der Ipsomatic ist das Kaliber 3658, ein Uhrwerk, das von den Uhrmachermeistern von Gübelin selbst entwickelt wurde. Dieses Uhrwerk ist ein mechanisches Kaliber mit Automatikaufzug und einer Gangreserve von 72 Stunden, das sicherstellt, dass die Uhr auch dann noch die genaue Zeit anzeigt, wenn sie mehrere Tage lang nicht getragen wird. Die technischen Daten sind zwar beeindruckend, aber nur ein Teil der Geschichte.
So wie ein Architekt ein Gebäude so konstruieren muss, dass es sowohl funktional als auch schön ist, gingen die Uhrmacher von Gübelin mit derselben Philosophie an das Uhrwerk der Ipsomatic heran. Das Uhrwerk ist mit einer Vielzahl traditioneller Veredelungstechniken verziert, darunter Perlage, Genfer Streifen und Anglage, die alle dazu dienen, die Ästhetik des Uhrwerks zu verbessern, ohne seine Leistung zu beeinträchtigen. Der Rotor, der durch den Saphirglasboden sichtbar ist, hat die Form einer abstrahierten Version einer von Calatravas ikonischen Brücken, was die Verbindung zwischen Architektur und Uhrmacherei weiter verstärkt.
Was am Kaliber 3658 wirklich bemerkenswert ist, ist die Art und Weise, wie es das Konzept der Bewegung verkörpert – nicht nur im wörtlichen Sinne der Zahnräder und Federn, die sich in der Uhr drehen, sondern auch im eher philosophischen Sinne der Zeit als fließende, dynamische Kraft. Die Uhr ist, ähnlich wie Calatravas Gebäude, ein Ausdruck der in der Zeit eingefrorenen Bewegung, ein festgehaltener Moment, der sich jedoch immer im Fluss befindet.
Materialien: Eine Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft
Gemäß Gübelins Ruf für Innovation sind die in der Ipsomatic verwendeten Materialien ebenso fortschrittlich wie schön. Das Gehäuse besteht aus Platin, das aufgrund seiner Haltbarkeit, seines Gewichts und der subtilen Eleganz seiner Oberfläche ausgewählt wurde. Das Zifferblatt wird mit einer von Gübelins Kunsthandwerkern entwickelten, proprietären Emailletechnik hergestellt, die ihm einen einzigartigen Glanz und eine einzigartige Tiefe verleiht. Bei dieser als Vitrail d’émail bekannten Technik wird durchscheinendes Emaille über eine Guilloche-Basis geschichtet, wodurch ein Spiel aus Licht und Farbe entsteht, das sich je nach Blickwinkel verändert.
Die Verwendung von Platin und Emaille ist Ausdruck der Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft, die sowohl Gübelin als auch Calatrava in ihren jeweiligen Bereichen vorantreiben. Platin ist bekanntermaßen schwierig zu verarbeiten und erfordert ein hohes Maß an Geschick und Präzision bei der Formgebung und Politur. Auch die Emaille-Arbeit ist ein heikler, zeitaufwändiger Prozess, der größte Sorgfalt und Liebe zum Detail erfordert. Dennoch bieten beide Materialien unvergleichliche Schönheit und Langlebigkeit und sind daher die perfekte Wahl für eine Uhr, die sowohl ein Kunstwerk als auch ein funktionaler Gegenstand sein soll.
Die Gübelin Ipsomatic zum 170-jährigen Jubiläum, entworfen von Santiago Calatrava, wird in einer Stückzahl von 170 hergestellt und ist exklusiv bei Gübelin erhältlich. Der Verkaufspreis liegt bei CHF 34.900 (inkl. Steuern).